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  Pierre Bourdieu

 
   

sociologue énervant

 
   

 

Décès de Pierre Bourdieu :(
 

 
   

 


Pierre Bourdieu

 



Claudia Honegger, Frankfurter Rundschau, 25.01.2002.
Claudia Honegger lehrt als Professorin für Soziologie an der Universität Bern.

 


  

Mit Pierre Bourdieu verliert die Soziologie einen ihrer Großen, einen, der bereits zu Lebzeiten als Klassiker galt und der wie kaum ein anderer das Métier des Soziologen ernst nahm, kultivierte und liebte. Vor allem in den letzten Jahren hat er dieses Handwerk auch offensiv und eher unklassisch in seiner konsequenten Kritik des gesellschaftsfreien Modelldenkens der neoklassischen Ökonomie eingesetzt. Eine Schrift aus dem Jahr 1998 nannte er: Gegenfeuer. Wortmeldungen im Dienste des Widerstands gegen die neoliberale Invasion. Aber nicht nur im Feld der Ökonomie ging es ihm um soziologische Aufklärung, deren Leitmotiv darin bestand, die Entstehungs- und Reproduktionsbedingungen sozialer Ungleichheit in modernen Gesellschaften aufzudecken. Sein kultursoziologischer Ansatz trägt wesentlich zum Verständnis dieses Zusammenhangs auch in anderen sozialen Feldern bei: vom Bildungssystem über Literatur, Kunst und Mode bis hin zu Wissenschaft und Politik. Wir verlieren weniger den Klassiker, als vielmehr den Lehrer und den streitbaren Kämpfer für eine neue soziale Bewegung.


Sighard Neckel.

Frankfurter Rundschau, 25.01.2002.

Sighard Neckel lehrt Allgemeine Soziologie an der Justus-Liebig-Universität Gießen.

In seiner Theorie der sozialen Praxis kam Pierre Bourdieu immer wieder auf das Phänomen zurück, dass uns der gewöhnliche Lauf der Dinge wie die Logik objektiver Gegebenheiten erscheint. Den Effekten dieser méconnaissance im Weltbild unseres alltäglichen Seins hat er den Großteil seiner wissenschaftlichen Arbeiten gewidmet. Eine "Verkennung" im Sinne der soziologischen Aufklärung, wie Pierre Bourdieu sie betrieb, wäre es, im Kreis jener, die seine Untersuchungen, Artikel und Bücher stets mit größter Anspannung verfolgten, allein dem Werk zu gedenken, das Pierre Bourdieu überdauern wird. Mit Pierre Bourdieu ist ein Intellektueller gestorben, der uns die kritische Zeitgenossenschaft wie kaum ein anderer verkörpern konnte. Dabei gewann er die Kraft zum Engagement erst dadurch, dass er, der um die Abgründe der Rede wusste, sich das öffentliche Sprechen buchstäblich unendlich schwer gemacht hat. Gerade deshalb haben wir so genau zugehört. Die Texte bleiben, die Stimme fehlt.
   


Pierre Bourdieu

       
 

   
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