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  Pierre Bourdieu

 
   

sociologue énervant

 
   

 

Décès de Pierre Bourdieu :(
 

 
   

 


Pierre Bourdieu

 



Dirk Baecker, Frankfurter Rundschau, 25.01.2002.
Dirk Baecker ist Professor für Soziologie an der Universität Witten/Herdecke.

 


  

Der Mensch ist nach Georg Simmel ein Unterschiedswesen. Die Soziologie von Pierre Bourdieu ist nicht nur eine grandiose Entfaltung, sondern auch eine methodische Radikalisierung dieser Einsicht. Eine von dessen Pointen ist, dass die Unterschiede, die ein Mensch in seinem Verhalten setzen will, oft nur lose gekoppelt sind mit denen, mit deren Hilfe dieser Mensch von seinen Mitmenschen eingeschätzt wird. Man glaubt als Kritiker zu lehren - und wird als intellektueller Machthaber beobachtet. Die beiden wichtigsten Begriffe - Habitus und Feld -, die Bourdieu in die Soziologie eingeführt hat, antworten auf das Problem, wie diese lose Kopplung in soziale Ordnung zu überführen ist. Im "Habitus" lebt jemand in einen Verhaltensstil hinein, der gleichsam gewappnet ist gegen Fremdbeschreibungen, der diesen also entgegenkommt, sie aber auch abwehrt. Der Kritiker zum Beispiel, als Machthaber beobachtet, wird streng, denn als Habitus erlaubt die Macht es ihm, sie selbst als Form der Kritik auszuüben. Das "Feld" wiederum ist die gesellschaftliche Voraussetzung, aber auch das gesellschaftliche Ergebnis eines Habitus. So erlaubt es das Feld des Akademischen, die Kritik sachlich, das heißt als Wissenschaft fruchtbar werden zu lassen, zugleich jedoch die Effekte der Macht auf die Bereiche der Universitäts- und Verlagspolitik zu begrenzen und so einen Habitus institutionell fruchtbar werden zu lassen und ihm noch seinen begrenzten Ort zuzuweisen und damit den möglichen Schaden zu begrenzen. Bourdieu war ein Meister der Beschreibung in diesem Sinne dialektischer Verhältnisse.
   
 


Pierre Bourdieu

       
 

   
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