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  Pierre Bourdieu

 
   

sociologue énervant

 
   

 

Décès de Pierre Bourdieu :(
 

 
   

 


Pierre Bourdieu

 Das linke Gewissen Frankreichs schweigt.
 Zum Tod des Soziologen und Intellektuellen
 Pierre Bourdieu
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Süddeutche Zeitung, Nachruf, 24.01.2002.

 


 

Der international renommierteste französische Soziologe Pierre Bourdieu ist im Alter von 71 Jahren in einem Pariser Krankenhaus an den Folgen einer Krebserkrankung gestorben.

Der Professor am berühmten Collège de France wurde in Frankreich als „linker Guru der Intellektuellen“ bezeichnet. Er widmete sein Leben der Erforschung des Wechselspiels der sozialen Formen und agierte dabei auf der wissenschaftlichen wie auf der politischen Tribüne.

Schicksalsmacht der Verhältnisse

Von der Wissenschaft forderte er eine humanistische Alternative zur Vorherrschaft der Wirtschaftswissenschaften. Die französische Politik geißelte er als „Staatsaristokratie“, die sich „den Staat unter den Nagel gerissen und aus dem öffentlichen Wohl eine Privatsache gemacht“ habe.

Die Analysen des Soziologen lebten von wuchtigen Begriffen. Vom „blindem Mechanismus des Kapitals“ und der „Schicksalsmacht der Verhältnisse“ ist die Rede, wenn er in die Rolle des Wortführers der linken Intellektuellen schlüpfte.Von „Feld“, „Habitus“, „Bausteinen“und „praxeologischer Theorie der Praxis“ sprach er, wenn er als Professor und Soziologe auftrat.

In den 80er und 90er Jahren avancierte der Soziologe und Philosoph zu einem der populärsten Meinungsbilder in Frankreich. Als linkes Gewissen der Grande Nation initiierte er 1993 ein Manifest gegen den Rechtsextremismus, trat auf öffentlichen Solidaritätskundgebungen mit streikenden Arbeitern auf und polemisierte gegen die "Sachverständigen-Tyrannei vom Typ Weltbank“.

Gründe zum Handeln

Auf internationaler Ebene äußerte sich Bourdieu in Zeitungsartikeln und Büchern gegen die zunehmende Ökonomisierung der Gesellschaft und ihr antihumanistisches Menschenbild. Darin wies der „Medienintellektuelle“ sich und seinen Kollegen eine besondere gesellschaftliche Verantwortung zu, da sie nach seiner Meinung dem Feld der Macht und Politik moralisches Ansehen und Legitimität verleihen könnten.

Mit der von ihm gegründeten Vereinigung „Raisons d'agir“ (Gründe zum Handeln) und der Zeitschrift „Liber“ stellte er das „Wissen von Soziologen, Psychologen, Historikern in den Dienst der sozialen Bewegung“.

Zu einem Bestseller geriet der von Bourdieu herausgegebene 900-Seiten-Band "La misère de monde", in dem er eine breite Analyse sozialer Missstände durch in Gesprächsform aufgezeichnete Lebensschicksale abliefert.

Die Geschichts- und Gesellschaftsphilosophie des Beamtensohnes machte nicht selten Anleihen bei Marx. Im „Das Elend der Welt“ porträtierte der Soziologe den „fünften Stand“ der Entrechteten und Enterbten der Modernisierung. Auf die Frage, wer denn für die Verelendung der Welt verantwortlich sei, gab er eine eindeutige Antwort: der Neoliberalismus.

Im April 2000 schlug er vor, die Generalstände der sozialen Bewegungen in Europa einzuberufen, um eine "gemeinsame Charta auszuarbeiten und Grundlagen für eine internationaleStruktur zu schaffen, die alle möglichen organisatorischen und intellektuellen Formen des Widerstands gegen die neoliberale Politik bündelt."

Vor zwei Jahren machte er in Berlin von sich reden, als er in der Humboldt-Universität zur Gründung einer „intellektuellen Internationale“ aufrief. Im Mittelpunkt der jahrzehntelangen Studien Bourdieus stand die Analyse von Herrschaftsstrukturen.


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